Nachrichten von unserer Partnerschule in Indien

Hamburg, Advent 2015

Liebe Frau Siglbauer,

in dieser Advents- und Weihnachtszeit möchten wir Ihnen, allen Fridolfinger Lehrerinnen und Lehrern, Schülern und Eltern noch einmal danken für die phantastisch große Spende, die wieder erlaufen oder einfach so geleistet wurde. Wir denken immer noch mit großer Begeisterung an den Spendenlauf im vergangenen Jahr zurück, den wir miterleben konnten. Eine „Super-Idee" !

Wir möchten Sie informieren, wie es nun in den beiden von uns betreuten Heimen, Anugraha und Shantidhama, aussieht, welche Probleme dank auch Ihrer großen Spende gelöst oder gemildert werden konnten, welche Probleme nach wie vor bestehen oder gar neu sind. - Aufschlussreich sind auch die beigefügten Weihnachtsbriefe der beiden leitenden Sisters, Philomena aus Anugraha, in Gundabala, Honavar und Severine, aus Shantidhama in Gundolf, Haliyal (Bundesstaat Karnataka). - Beigefügt habe ich auch ein Gruppenfoto aller Heimbewohner von Anugraha. Sister Philomena ist in der Zweiten Reihe ganz links.

Das Bild rechts zeigt drei stolze Mädchen aus Anugraha mit ihren in diesem Jahr erworbenen Urkunden für besonders gute schulische oder sportliche Leistungen, darunter ein Mädchen aus der sehr diskriminierten Minderheit der Siddhis, also den Nachfahren der afrikanischen Sklaven. In beiden Heimen zeichnen sich die Mädchen generell durch überdurchschnittliche schulische Leistungen aus, sicherlich ein Erfolg des von uns finanzierten zusätzlichen „Nachhilfe"-Unterichts am späten Nachmittag nach der Schule. Auf dem Bild sieht man aber auch ein Problem: Das Siddhi-Mädchen hält zwei Urkunden in den Händen, die wohl für besondere sportliche Leistungen vergeben wurden, während die Urkunden wohl für besondere intellektuelle Leistungen von den „indischen" Mädchen gehalten werden. Natürlich ist es ein Fortschritt, dass die Siddhi-Mädchen überhaupt schulisch gebildet werden, aber es wäre wünschenswert, dass sie in Zukunft auch vermehrt Urkunden für besondere intellektuelle Leistungen erwerben.

Aber mit Genugtuung können wir auch vermerken, dass es inzwischen 18 Mädchen aus beiden Heimen gibt, die nach abgeschlossener schulischer Bildung nun in einem neuen Heim im weiter südlich gelegenen Mysore, auch in Karnataka, eine nachfolgende Junior-College¬Ausbildung erhalten und eine Absolventin jetzt sogar eine weitere College-Ausbildung zur Lehrerin absolviert. Eine andere Absolventin ist nun gut ausgebildete Krankenschwester. - Wir hoffen, dass immer mehr Mädchen derartige weitere Ausbildungen anstreben.

Beide Heime sind seit diesem Jahr mit Solaranlagen ausgestattet, welche die Heime von der öffentlichen Stromversorgung unabhängiger machten, was besonders hilfreich war, denn die extrem lange Dürreperiode, von der die Sisters berichten, war auch mit längeren Stromausfällen als üblich verbunden. Hier sieht man also eine unmittelbare Wirkung der spendenfinanzierten Investitionen in hinlängliche Solarstromanlagen.

Nicht nur die Sisters haben uns Weihnachtsbriefe geschickt, sondern auch die Mädchen, die wir nicht alle beifügen können, zumal viele in der Landessprache Kannada geschrieben sind, was auch ein Zeichen ist, dass noch viel in zusätzlichen Englisch-Unterricht investiert werden muss, denn sonst sind Ausbildung und Tätigkeit in „höheren" Berufen unmöglich. Aus der Mehrzahl der Mädchen-Briefe wird die nach wie vor traurige familiäre Lage der Mädchen ersichtlich: Kinder deren Eltern ein kleines Stück Land besitzen, klagen durchgängig über die Dürre und die Schwierigkeiten, die ihre Eltern haben. Viele sagen aber auch, wir haben gar kein Haus. Auffallend viele klagen darüber, dass ihr Vater ein Alkoholiker (einmal: ein schwerer Alkoholiker) sei, und dass die Mutter für die Familie als Tagelöhnerin sorgen müsse. Ein Kind schreibt: Mein Vater liebt uns nicht. Er ist mit einer anderen Frau davongegangen. Viele sind Waisen oder Halbwaisen, manchmal sorgen die Großeltern für sie. Mehrere Siddhi-Kinder schreiben: Wir leben weit drinnen im Wald und haben kein richtiges Haus. - Diese Briefe zeigen einerseits, wie gut und förderlich der langjährige Aufenthalt der Mädchen in diesen beiden Heimen ist, andererseits aber auch aus welchen schwierigen sozialen Milieus sie kommen, also noch große intellektuelle, emotionale und soziale Förderung der Mädchen erfolgen muss.

Es gibt auch noch „kleinere Probleme" zu lösen: So müssen in beiden Heimen Filteranlagen für das Trinkwasser eingerichtet werden, in Anugraha ein rauchärmerer Herd in der Mädchenküche gebaut und in Shantidhama Türen und Fenster mit besserem Moskito- und Giftschlangenschutz versehen werden. Beide Tierarten sind dort eine große Plage.

Nun dieser Brief ist nicht zu einem frohen und munteren Weihnachtsbrief geraten. Aber es wird hoffentlich deutlich, welch großen Nutzen die erhebliche Fridolfinger Spende nunmehr schon im zweiten Jahr bewirkt und wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn auch im kommenden Jahr wieder eine Spende erlaufen werden kann.

Wir wünschen Ihnen, Ihren Schülern, Ihren Lehrer-Kolleginnen und -Kollegen, sowie den so engagierten Eltern frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr !

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