"Dera muaß doch jetzt so langweilig sein!"

Bei der Abschiedsfeier in der Rupertihalle gab es jede Menge zu Lachen

Wer nach 42 Dienstjahren und 13 Jahren als Schulleiter in Fridolfing in die wohlverdiente Pension geht, hat natürlich einen würdigen Abschied verdient. Deshalb planten die Lehrer und Schüler der Grundschule Fridolfing und der Mittelschule Salzachtal bereits seit Wochen eine tolle Feier für ihre scheidende Rektorin Eva Siglbauer. Sie hatten dafür nicht nur die Rupertihalle wunderschön geschmückt, sondern auch jede Menge Lieder und Aufführungen eingeübt sowie einen Stehempfang mit Sekt und Häppchen organisiert.
Konrektor Wolfgang Baumann begrüßte die Anwesenden in dem aus allen Nähten platzenden Festsaal. Nicht nur Schüler und Lehrer, sondern auch viele Ehrengäste, Freunde und Siglbauers Familie hatten sich versammelt, um das Leben und Wirken der Rektorin noch einmal Revue passieren zu lassen. Den Anfang machte die Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule Sabine Kronbichler. Sie hatte für die Zuhörer eine witzige Geschichte parat. So sei einer ihrer Söhne vor Jahren einmal von der Schule nach Hause gekommen. Auf die Nachfrage, wie denn die Schule gewesen wäre, gab er zurück, seine Lehrerin sei heute krank gewesen und da sei eine andere gekommen. Sie sei „oid“ gewesen. „Bunte Hoar hod`s ghobt. Und gheard hod ma`s scho von da Weidn.“ Und wohnen würde sie wohl im Lehrerzimmer neben der Irene, meinte der Bub weiter. Das Publikum lachte schallend, denn damals wie auch heute trägt die Rektorin ihre Haare rot und ist eine bekennende Stöckelschuh-Liebhaberin. Kronbichler dankte Eva Siglbauer, die sich immer mit viel Herzblut für die Belange der Schüler eingesetzt habe. Jetzt wünsche sie ihr von Herzen alles Gute und dass sie auch mal in den „Chill-Modus“ schalten könne.
Auch Bürgermeister Johann Schild ging auf die Bühne und ehrte die scheidende Rektorin. Schild stellte fest, dass sie ihre verantwortungsvolle Aufgabe als Schulleiterin stets mit viel Herz und Leidenschaft ausgeführt habe. Es sei eine riesige Herausforderung gewesen, drei Schulstandorte zu leiten. Doch mit viel Umsicht und Sachverstand habe sie diese gemeistert. Sie habe Begabungen gefördert und Schüler und Lehrer gleichermaßen motiviert. In den 13 Jahren unter ihrer Leitung seien laut Schild wichtige Weichen für die Zukunft der Schule gestellt worden (siehe Kasten).
Dann gab es einen Angriff auf die Lachmuskeln. Einige Grundschüler betraten die Bühne und fragten sich, was wohl Frau Siglbauer nun mit ihrer vielen freien Zeit anfangen würde. „Dera muaß doch jetzt so langweilig sein!“ Sie erzählten, sie hätten deshalb einmal die Grundschüler nach ihren Ideen befragt und zeigten die Ergebnisse in einem Film, der mit vielen liebevoll gestalteten Requisiten hinter einer Schattenwand gedreht wurde. Die Kinder hatten sich in witzigen Szenen als Frau Siglbauer verkleidet (Sehr gut auch als Schatten zu erkennen durch die Bob-Perücke) und zeigten den Anwesenden, wie sie sich das Leben ihrer Rektorin ohne Schule vorstellten. So habe Frau Siglbauer nun endlich Zeit, morgens so richtig ausgiebig und ohne Zeitdruck zu duschen, sie könne Bauchtanz lernen, mit der Queen Tee trinken oder auf Safari gehen. Die Zuschauer bogen sich vor Lachen und die Performance der Schüler wurde mit einem tosenden Applaus belohnt.
Dann betrat Schulamtsdirektor Otto Mayer das Podium. Er meinte, nun heiße es Abschied nehmen von Beruf und Berufung. Er bedankte sich für die jahrelange gute Arbeit mit den jungen Menschen im Landkreis. Siglbauer habe nicht nur zuarbeiten, sondern mitgestalten und prägen wollen, so Mayer. „Und das tat sie tatkräftig bis zum heutigen Tag. Sie hinterlässt große Fußstapfen.“ In Anlehnung an Siglbauers Sturz vom Baum 2011, warnte er sie noch zum Abschluss lachend: „Und steig ja ned auf an Baum auffe!“
Zwischendurch erfreuten die beiden Bandklassen und die Bläserklasse die Zuschauer mit ihren musikalischen Darbietungen. Auch die Mittelschüler hatten sich etwas Lustiges überlegt: Sie spielten das aus dem Fernsehen bekannte Spiel „Dingsda“. Schüler und Lehrer erklärten verschiedene Begriffe, die von Eva Siglbauer erraten werden mussten. Sie löste diese Aufgaben natürlich mit Bravour.
Dann nahm Konrektor Wolfgang Baumann Abschied von der Rektorin. Er stellte heraus, dass Siglbauer in ihren 13 Jahren einige „Meilensteine“ gesetzt habe. „Es würde den Rahmen sprengen, diese alle aufzuzählen,“ so ihr Kollege. Baumann lobte ihren Weitblick und ihr kontinuierliches Streben nach Fortschritt: „Ich habe enorm viel von deinem Erfahrungsschatz profitiert. Du hast meine Ideen immer offen und konstruktiv begleitet.“ Und der Konrektor ist sich sicher: „Deine pädagogische Handschrift wird für immer an den Schulen bleiben. Ich wünsche dir viel Gesundheit und Gottes Segen.“ Schmunzelnd fügte er hinzu: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.“ Die Rektorin der Grundschule Kirchanschöring Maria Bachmayer schloss sich ebenfalls den Glückwünschen an und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit.
Dann war es soweit: Eva Siglbauer trat zum letzten Mal offiziell vor ihre Schüler und Lehrerkollegen. Schmunzelnd blickte sie zu ihrer Familie und meinte: „Ich hab` schon zu meiner Tochter gesagt, ich weiß gar nicht, was ich jetzt denken soll, weil sich meine Gedanken bisher immer um die Schule gedreht haben.“ Sie freue sich auf ihre freie Zeit, die sie nun endlich mit ihrer Familie verbringen könne, aber es käme natürlich auch ein bisschen Wehmut auf. Für sie sei es immer wichtig gewesen, dass ihre Grund- und Mittelschüler eine gute Schule haben, in der sie sich wohlfühlen, und in der sie Unterstützung erhalten, wenn sie Hilfe brauchen. Und sie sei sich sicher, dass ihre Schule bei ihrem Nachfolger Thomas Stehböck in guten Händen sei. „Es war mitunter nicht ganz einfach mit mir, wenn ich wieder Geld von den Gemeinden brauchte oder das Kollegium von neuen Projekten überzeugen wollte,“ stellt Siglbauer schmunzelnd fest. „Die haben sich bestimmt manchmal gedacht, was hat sie denn jetzt schon wieder?“ Aber sie freue sich, dass sie immer motivierte Mitstreiter gefunden hatte, sodass ihre Projekte Wirklichkeit werden konnten. Dazu lobte sie das große Engagement ihres Konrektors und ihrer Lehrerkollegen, die dadurch oft einen großen Aufwand an Zeit und Organisation gehabt hätten. „Ich sah immer das Ganze – unsere Schule.“ Dann bat Siglbauer ihren Nachfolger auf die Bühne und überreichte ihm eine kleine Überraschung: „Tom, ich bin mir sicher, dass du unsere Schule in meinem Sinne weiterführen wirst. Und genau wie ich damals wirst auch du mit neuen Ideen kommen und das Amt in deinem Sinne ausführen. Ich möchte dir für deine Arbeit einen Spruch mitgeben, der dir bestimmt hilft,“ meint Siglbauer lächelnd. Sie überreichte ihm ein Spruchschild, dass ihm bei seiner zukünftigen Arbeit helfen sollte: Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Einige Meilensteine in 13 Jahren Schulleitertätigkeit:
-    Einweihung und Einführung der Offenen Ganztagsschule 2009
-    Ernennung zur Mittelschule 2010
-    Neugestaltung des Pausenhofs 2014
-    Einführung des MORO-Projekts „kontinuierliche berufspraktische Begleitung“ 2014
-    Zertifizierung der Schule als „Klasse im Puls“ – Bandklasse 2017
-    Einführung des Projekts „Soziale Schule“ 2018
-    Einführung der „Lesepaten“
-    Schülerbücherei
-    Fortführung der Partnerschaft mit Schule in Korpilahti/Finnland – Schüleraustausch
-    Sprachreisen nach England
-    Einführung der Wintersportwochen (Skilager)
-    Projekt „Mädchen haben Recht auf Bildung“ und dazu der Sponsorenlauf für die Unterstützung der Mädchenheime in Indien – Lift e.V.
-    Neue Homepage für Grund- und Mittelschule
-    Vertiefte Berufs- und Studienorientierung
-    Sozialkompetenztraining der Grund- und Mittelschule
-    Gründung des Schulverbandes Mittelschule Salzachtal
-    SUM 7 - Alternativer Girls- und Boys-Day der 5. und 6. Klassen
-    und vieles mehr

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